Mikrokosmos am Flughafen von Phoenix/Arizona
Als Karmapa auf dem Flughafen von Phoenix eingecheckt hatte, blieb noch etwas Zeit bis zum Abflug. Daher beschloss er, den Vögeln ein wenig Bewegung zu gönnen, er öffnete die Käfige und ließ sie im Wartesaal umherfliegen. Danach erklärte er, es sei ein günstiger Moment, die Anwesenden zu segnen. Seine Begleiter waren außer sich, denn eigentlich sollte das Flugzeug in fünfzehn Minuten starten. „Keinesfalls!“ widersprach er, „wir werden erst in einer Stunde abflugbereit sein! Wir haben noch viel Zeit!“ Kaum hatte er den Satz beendet, kam eine Durchsage, die bestätigte, dass aufgrund technischer Probleme mit etwa sechzig Minuten Verspätung zu rechnen sei. Emma Pounds:
„Daraufhin begann Karmapa die Fluggäste, die allesamt von ihm faszinierten waren, zu segnen. Bald verließen auch die Verkäufer der Shops im Flughafen ihren Arbeitsplatz, um sich wie Eisenspäne, die von einem Magnet angezogen werden, in die Schlange vor Karmapa einzureihen. Auf die Frage, warum sie denn völlig übereilt ein Tablett direkt vor ihren verblüfften Kunden stehen gelassen habe, antwortete die Bedienung eines Flughafencafés: ‚Ich weiß es nicht – ich weiß nur eins, ich möchte dem Mann da vorne nahe sein!‘“
Kaum war Karmapa mit dem Segen fertig, folgte eine weitere Durchsage: „Der Flugzeug ist jetzt zum Boarding bereit.“ Diesmal waren es die Flugbegleiter, die in Panik gerieten, „da die Vögel“, so Pounds weiter, „noch immer frei im Gebäude umherflogen. Karmapa lächelte, klatschte ein paar Mal in seine Hände und die Vögel flogen daraufhin in ihre Käfige zurück. Dann machte er mit seinem Arm eine bogenförmige Geste über die Vögel, die sofort einschliefen. Man ging an Bord...“ [1]
[1] Emma Pounds in: Seronde, Adele: Our Sacred Garden: The Living Earth Reuniting Us With Nature, Sanctuary Publications, S. 58. Bruce Cowen berichtet Ähnliches vom Karmapabesuch 1977 in Kanada.
Nachste Leseprobe: Karmapa in Disneyland