Interview einer westlichen Pilgergruppe mit dem 16. Gyalwa Karmapa, 1979. Erstmals veröffentlicht in Lotusgarten, 1980, erneut abgedruckt in Strahlendes Mitgefühl, Band 2.
Frieden
Frage: Einige Prophezeiungen sagen in für die einigen nächsten Jahren schwerwiegende Veränderungen, Katastrophen und sogar den Weltuntergang voraus. Was halten Sie davon?
Karmapa: Ich halte es für uns nicht für hilfreich, über die Zukunft zu spekulieren. Stattdessen sollten wir unsere Zeit für die Dharma-Praxis nutzen, um im Geist klarer zu werden und die Natur des zeitlosen, ursprünglichen Gewahrseins zu erkennen. Das hat die gleiche Wirkung, wie kaltes Wasser, das man in kochendes gießt: Der Geist beruhigt sich so zunehmend. Zudem können wir anhand dieser Themen die Vergänglichkeit aller Phänomene kontemplieren und sie somit für unsere Meditations-Praxis nutzen. Wir sollten uns nicht mit so vielen Dingen verzetteln, sondern stattdessen anhand drohender Gefahren die Unbeständigkeit und Vergänglichkeit alles Zusammengesetzten verstehen und die geschickten Mittel des Dharma anwenden.
Wenn wir über diese Schwierigkeiten andauernd nachdenken, geben wir ihnen nur geistige Nahrung. Ich hoffe, dass sich die Dinge zum Besten entwickeln. Es ist unsere Aufgabe, eine mitfühlende Geisteshaltung zu kultivieren und zu verstehen, dass das Leiden der bedingten Welt innewohnt.
Ich habe gerade vor kurzem sehr intensive Tara*-Praxis durchgeführt und Gebete an diesen Yidam * gerichtet, um auf diese Art hilfreich in den Konflikt zwischen China, Vietnam und der Sowjetunion einzugreifen, der zu eskalieren drohte. Während des Retreats zog sich China aus dem Land zurück und beide Seiten schlossen glücklicherweise Frieden. Es ist also ratsam, zu beten und besonders an Tärä intensive Gebete zu richten, um den Frieden zu sichern.
Davon abgesehen glaube ich nicht daran, dass es einen großen Krieg geben wird. Vielmehr wird es mehr und mehr kleinere Konflikte, Unruhen und Kriege usw. geben. Man darf nicht vergessen, dass die Tatsache, dass man den Eindruck hat, dass es heutzutage mehr Auseinandersetzungen gibt, auch daher kommen könnte, dass wir dank der Zeitungen mehr von diesen Auseinandersetzungen erfahren als früher.
Social Media: Sie können gerne diese Worte des 16. Gyalwa Karmapa teilen, bitte nennen Sie aber die Quelle und den Weblink. Vielen Dank!