Interview mit Seiner Heiligkeit dem 16. Karmapa während einer Pilgerreise 1979.
Aus der Zeitschrift Lotusgarten
Aus der Zeitschrift Lotusgarten
Frage: Viele junge Leute aus dem Westen suchen nach neuen Wegen, um sich spirituell weiterzuentwickeln, die jenseits der materialistischen Vorstellungen kapitalistischer oder kommunistischer Couleur sind. Kann Seine Heiligkeit der Jugend spezielle Ratschläge hierfür mit auf den Weg geben?
Karmapa: Die politisch-materialistischen Weltanschauung einerseits und der Dharma andererseits unterscheiden sich wirklich grundlegend. Der Kommunismus beispielsweise strebt in erster Linie eine gerechte Verteilung der materiellen Güter an, während die buddhistische Lehre die Gleichheit aller fühlenden Wesen betont und dazu anhält, ihnen allen Liebe und Mitgefühl entgegenzubringen, da sie alle das gleiche erleuchtete Potential, die Buddha-Natur in sich tragen, ganz gleich ob sie als Mensch, Tier oder andere Lebewesen Geburt angenommen haben.
Im Dharma geht es nicht darum, Dinge in gut und schlecht einzuordnen. Vielmehr gilt das Ursache-Wirkungs-Prinzip, das Gesetz des Karmas. Auf diese Weise verfällt man nicht in die Dualität (moralisierend) zwischen gut und schlecht zu unterscheiden. Es ist auch eine wichtige Aufgabe der Dharma-Zentren im Westen, den Menschen im Leben und ihren Schwierigkeiten konkrete Hilfe zu geben.
Falsche Propheten
Frage: Wie können wir denn bei den neuen Jugend-Sekten oder anderen Religionen falsche Propheten von den Wegen unterscheiden, die spirituelles Wachstum ermöglichen?
Karmapa: Auch hier würde ich nicht sagen, dass eine Sekte oder Religion gut ist, eine andere aber schlecht. Gerade jetzt, wo die Chancen für die Entwicklung des Dharma im Westen günstig sind, ist es sehr wichtig, darauf zu achten, dass Lehrer nicht den Fehler machen zu behaupten, ihre Tradition sei besser als eine andere. Der Dharma ist nicht dualistisch. Gleichzeitig ist es wichtig, dass sich der Dharma im Westen nicht in vielen unterschiedlichen Richtungen verläuft. Zudem sind die vielen fühlenden Wesen geistig verschieden weit entwickelt und viele würden einen reinen Lehrer gar nicht erkennen.
Frage: Im Westen treffen wir oft Leute, die zu jedem Guru laufen, der in die Stadt kommt. Was ist hierbei zu beachten?
Karmapa: Besonders im Westen ist heutzutage zu beobachten, dass verschiedene Unterweisungen und die unterschiedlichsten Niveaus und Ebenen der Lehre miteinander vermischt werden, was die Menschen völlig verwirrt. (Während Seine Heiligkeit dröhnend lacht:)
Es ist, als würden wir einem im Schaf einen Ziegenkopf überziehen. Es ist sehr wichtig einen Weg zu gehen, wobei es jedem Einzelnen überlassen bleibt zu entscheiden, welchen. Wir können nicht mehrere Wege gleichzeitig gehen, die alle an andere Orte führen, denn dann kommen wir nirgends an und machen keine wirklich tiefen Erfahrungen. Das ist nutzlos. Vielmehr sollten wir praktizieren und einem vertrauenswürdigen Lehrer folgen, denn wenn man mehreren Meistern folgt, werden diese verschiedene Antworten auf die gleiche Frage geben/verschiedenes unterrichten, was einen nur durcheinander bringt und einen konfus macht. Deshalb ist es sehr wichtig, Vertrauen zu seinem Lama und in die Lehre zu haben.
Praxis
Frage: Kann Seine Heiligkeit eine einfache Meditation für Anfänger geben?
Karmapa: Fragen Sie das besser einen Lama, der sie begleitet. Es kann nur immer wieder betont werden, wie wichtig es ist, einen Lehrer zu haben. Man sollte wirklich nicht auf eigene Faust für sich selbst meditieren, denn man braucht eine sichere Führung. Andernfalls wird die Meditation keine Früchte tragen, da wir gar nicht wissen, ob wir uns in die richtige Richtung entwickeln. Besonders heutzutage sind die Menschen extrem verwirrt, labil und unausgeglichen. Alle sind von ihren Gefühlen, den Sinneseindrücken wie den visuellen Eindrücken oder den Reizen des Geschmacksinns etc. völlig gefangen und andauernd damit beschäftigt, die Dinge, die sie mögen, zu bekommen.
Dieses Haften an die äußeren Erscheinungen führt zu einem unruhigen und zerstreuten Geist. Man wird rastlos. Wir müssen also unseren Geist reinigen und in ihn Ruhe und einkehren lassen. Hierdurch wird das Fundament für kraftvollere Praktiken gelegt, wie etwa die Praktiken des Vajrayāna, die es uns ermöglichen, in einem Leben Erleuchtung zu erreichen. Daher ist es wichtig, den Geist nicht abschweifen zu lassen, sondern ihn unabgelenkt auf einen Punkt zu konzentrieren. Um konkrete Methoden zu erhalten, sollte man einen Lehrer um Belehrungen bitten, die man dann auch praktiziert. Tun wir dies, wird es auch uns möglich sein, so weit zu kommen wie die Yogis im Alten Tibet.
Karmapa: Die politisch-materialistischen Weltanschauung einerseits und der Dharma andererseits unterscheiden sich wirklich grundlegend. Der Kommunismus beispielsweise strebt in erster Linie eine gerechte Verteilung der materiellen Güter an, während die buddhistische Lehre die Gleichheit aller fühlenden Wesen betont und dazu anhält, ihnen allen Liebe und Mitgefühl entgegenzubringen, da sie alle das gleiche erleuchtete Potential, die Buddha-Natur in sich tragen, ganz gleich ob sie als Mensch, Tier oder andere Lebewesen Geburt angenommen haben.
Im Dharma geht es nicht darum, Dinge in gut und schlecht einzuordnen. Vielmehr gilt das Ursache-Wirkungs-Prinzip, das Gesetz des Karmas. Auf diese Weise verfällt man nicht in die Dualität (moralisierend) zwischen gut und schlecht zu unterscheiden. Es ist auch eine wichtige Aufgabe der Dharma-Zentren im Westen, den Menschen im Leben und ihren Schwierigkeiten konkrete Hilfe zu geben.
Falsche Propheten
Frage: Wie können wir denn bei den neuen Jugend-Sekten oder anderen Religionen falsche Propheten von den Wegen unterscheiden, die spirituelles Wachstum ermöglichen?
Karmapa: Auch hier würde ich nicht sagen, dass eine Sekte oder Religion gut ist, eine andere aber schlecht. Gerade jetzt, wo die Chancen für die Entwicklung des Dharma im Westen günstig sind, ist es sehr wichtig, darauf zu achten, dass Lehrer nicht den Fehler machen zu behaupten, ihre Tradition sei besser als eine andere. Der Dharma ist nicht dualistisch. Gleichzeitig ist es wichtig, dass sich der Dharma im Westen nicht in vielen unterschiedlichen Richtungen verläuft. Zudem sind die vielen fühlenden Wesen geistig verschieden weit entwickelt und viele würden einen reinen Lehrer gar nicht erkennen.
Frage: Im Westen treffen wir oft Leute, die zu jedem Guru laufen, der in die Stadt kommt. Was ist hierbei zu beachten?
Karmapa: Besonders im Westen ist heutzutage zu beobachten, dass verschiedene Unterweisungen und die unterschiedlichsten Niveaus und Ebenen der Lehre miteinander vermischt werden, was die Menschen völlig verwirrt. (Während Seine Heiligkeit dröhnend lacht:)
Es ist, als würden wir einem im Schaf einen Ziegenkopf überziehen. Es ist sehr wichtig einen Weg zu gehen, wobei es jedem Einzelnen überlassen bleibt zu entscheiden, welchen. Wir können nicht mehrere Wege gleichzeitig gehen, die alle an andere Orte führen, denn dann kommen wir nirgends an und machen keine wirklich tiefen Erfahrungen. Das ist nutzlos. Vielmehr sollten wir praktizieren und einem vertrauenswürdigen Lehrer folgen, denn wenn man mehreren Meistern folgt, werden diese verschiedene Antworten auf die gleiche Frage geben/verschiedenes unterrichten, was einen nur durcheinander bringt und einen konfus macht. Deshalb ist es sehr wichtig, Vertrauen zu seinem Lama und in die Lehre zu haben.
Praxis
Frage: Kann Seine Heiligkeit eine einfache Meditation für Anfänger geben?
Karmapa: Fragen Sie das besser einen Lama, der sie begleitet. Es kann nur immer wieder betont werden, wie wichtig es ist, einen Lehrer zu haben. Man sollte wirklich nicht auf eigene Faust für sich selbst meditieren, denn man braucht eine sichere Führung. Andernfalls wird die Meditation keine Früchte tragen, da wir gar nicht wissen, ob wir uns in die richtige Richtung entwickeln. Besonders heutzutage sind die Menschen extrem verwirrt, labil und unausgeglichen. Alle sind von ihren Gefühlen, den Sinneseindrücken wie den visuellen Eindrücken oder den Reizen des Geschmacksinns etc. völlig gefangen und andauernd damit beschäftigt, die Dinge, die sie mögen, zu bekommen.
Dieses Haften an die äußeren Erscheinungen führt zu einem unruhigen und zerstreuten Geist. Man wird rastlos. Wir müssen also unseren Geist reinigen und in ihn Ruhe und einkehren lassen. Hierdurch wird das Fundament für kraftvollere Praktiken gelegt, wie etwa die Praktiken des Vajrayāna, die es uns ermöglichen, in einem Leben Erleuchtung zu erreichen. Daher ist es wichtig, den Geist nicht abschweifen zu lassen, sondern ihn unabgelenkt auf einen Punkt zu konzentrieren. Um konkrete Methoden zu erhalten, sollte man einen Lehrer um Belehrungen bitten, die man dann auch praktiziert. Tun wir dies, wird es auch uns möglich sein, so weit zu kommen wie die Yogis im Alten Tibet.