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Glossar: Personen
(Glossar: Begriffe und Orte weiter unten).
viele der hier nicht aufgelisteten Meister finden sich auf englisch auf https://www.rigpawiki.org
Bedi, Freda (Sister Ketschok Palmo)
Beru Khyentse Rinpoche ist eine der fünf Wiedergeburten von Djamyang Khyentse Wangpo I.. Die derzeitige Inkarnation von Beru Khyentse Rinpoche heißt Drongsar Khyentse Tschökyi Wangpo (*1947).
Chatral Rinpoche
Chögyam Trungpa Rinpoche
Dilgo Khyentse Rinpoche (1910-1991): eine der fünf Wiedergeburten von Djamyang Khyentse Wangpo. Er wurde von Anhängern aller Schulen als einer der größten zeitgenössischen tibetischen Meister angesehen. Oberhaupt der Nyingma-Tradition von 1987-1991.
Djamgön Kongtrül Rinpoche: Dritthöchster Regent der Karma-Kagyü-Schule: 1. Lodrö Thaye (1813-1899) war einer der größten Meister des 19. Jahrhunderts und Mitbegründer der Rime-Bewegung. Er studierte bei über hundert Meistern aller tibetisch-buddhistischen Schulen. 2. Pälden Khyentse Öser (1904-1953): Er war die Reinkarnation von Lodrö Thaye und Sohn des 15. Karmapa. 3. Karma Lodrö Tschökyi Senge (1954-1992). 4. Djamgön Kongtrül Migyur Dragpa Sengge und Lodrö Chökyi Nyima.
Djamyang Khyentse Wangpo (1820-92): Der erste Khyentse Rinpoche, ein großer Meister und Mitbegründer der Rime-Bewegung und einer der fünf großen →Tertön.
Dzongsar Khyentse Tschökyi Lodrö Rinpoche (1893-1959): eine der fünf Wiedergeburten von Djamyang Khyentse Wangpo I. Er beteiligte sich an der Rime-Bewegung und war ein Wurzellama von Dilgo Khyentse Rinpoche. Dzongsar Khyentse Norbu Rinpoche (*1961) ist seine Wiedergeburt.
Gendün Rinpoche (1918-1997) verbrachte etwa dreißig Jahre in Retreat. Der 16. Karmapa schickte ihn als „seinen besten Meditationsmeister“ 1975 in den Westen, um zu unterrichten, Dharma-Zentren aufzubauen und ein Dreijahres-Retreatszentrum zu leiten.
Goshir Gyaltsab Rinpoche (*1954): Die Gyaltsab Rinpoches sind traditionell die Regenten Tsurphus und die vierthöchsten Regenten Karmapas.
Die Gyalwang Drukpa Rinpoches sind die sukzessiven Oberhäupter der Drukpa-Kagyü Schule (siehe →Kagyü Schule).
Jigme Rinpoche: Karmapas Europäischer Repräsentant.
Kalu Rinpoche (1905-1989): Nach einem ersten Dreijahresretreat und eingehenden Studien begann er ein 15-jähriges Retreat. So wurde er einer der höchsten Verwirklichten seiner Zeit und Halter der Karma-Kagyü und Shangpa-Kagyü Lehren. Der 16. Karmapa erkannte ihn 1940 als Aktivitäts-Ausstrahlung von →Djamgön Kongtrül an.
Mipham Rinpoche: Der Erste Djamgön Dju Mipham Rinpoche (1846–1912) war ein bedeutender Gelehrter der Nyingma Tradition. In seinem umfangreichen Werk berücksichtigte er den Reichtum aller Traditionen, weswegen er auch als großer Rime Meister gilt.
Nedo Kuchung Rinpoche
Padmasambhava (Tib.: Guru Rinpoche): Der indische Mahāsiddha* Padmasambhava kam auf Einladung des tibetischen Königs Trisong Detsen nach Tibet und verbreitete gemeinsam mit den indischen Gelehrten Śāntarakṣita (725-788) und Vimalamitra (8. Jh.) den Buddhismus in Tibet. Auf sie alle geht die Alte Schule der Nyingmapa* zurück. Eine frühere Inkarnation Karmapas zählte zu seinen 25 wichtigsten Schülern.
Pawo Rinpoche: Hohe Karma-Kagyü-Inkarnationsreihe, die oft an der Auffindung der Karmapas beteiligt war.
Shamar Rinpoche (1952-2014): Nach den Blue Annals von Gö Lotsawa Zhönnu-pel sind die Shamarpas nach den Karmapas die zweitälteste Reinkarnationsreihe Tibets. Sie sind die höchsten →Gyalwa Yabse der Karma-Kagyü-Schule. Der 14. Shamarpa verbrachte 1956-1981 in Karmapas Nähe.
Shechen Kongtrül Pema Drime (1901-1960): Eine der drei vorherigen Inkarnationen von Rabjam Rinpoche, dem Hauptlehrer des Zweiten Dilgo Khyentse Rinpoche.
Situ Rinpoche, Khenting Tai: Zweithöchster →Gyalwa Yabse der Karma-Kagyü-Schule. Der Elfte Situpa war einer der wichtigsten Kagyü-Lamas Tibets. Der Zwölfte Situ lernte 1966-1975 bei Karmapa in Rumtek und gründete anschließend das Kloster Sherab Ling bei Dharamsala.
Sister Ketschok Palmo (Freda Bedi)
Traleg Rinpoche
Tschogye Tritschen Rinpoche (1920-2007) war das Oberhaupt der Tsarpa-Linie der Sakyaschule. Er war einer der höchst verwirklichten Meister des 20. Jahrhunderts und Lehrer des Dalai Lama, Sakya Trizin Rinpoche, Karmapa Thaye Dordje und vielen anderen. Er starb 2007 und blieb fünfzehn Tage in der Nachtodmeditation (→Tugdam).
Tchatral Rinpoche
Tschokgyur Lingpa (1829-1870) gilt als letzter der hundert wichtigsten →Tertöns.
Tulku Urgyen Rinpoche (1920-1996), einer der großen tibetischen Meister des 20. Jhs. studierte in der Nyingma- und Kagyü-Tradition. Nach seiner Flucht baute er in Nepal u.a. die Klöster Ka-Nying Shedrub Ling und Nagi Gompa auf.
Glossar: Begriffe und Orte
1002 Buddhas: Im derzeitigen großen kosmischen Weltzeitalter (Skt.: Kalpa) werden 1002 →Buddhas lehren, zu denen nur jene zählen, die jeweils als erste in einem kleinen Weltzeitalter den Dharma lehren (wie Buddha Śākyamuni in unserem derzeitigen kleinen Kalpa).
Amdo: Nördliche Provinz von Ost-Tibet.
Aggregate (Skt.: Skandha, Tib.: Phungpo): Die Aggregate bezeichnen die verschiedenen Aspekte unseres Wahrnehmungsprozesses. Das Aggregat der Wahrnehmung von Formen (Rūpa) ist die primäre Sinneswahrnehmung, die mit dem Aggregat der Empfindungen (Vedanā) als angenehm, unangenehm oder neutral wahrgenommen wird. Dies wird mit dem Aggregat der Unterscheidungen (Samjñā) mental eingeordnet, wobei wir uns auf die bereits im Aggregat der Gestaltungen (Samskāra) geformten Muster und die bereits abgespeicherten Erfahrungen des Aggregats Bewusstsein (Vijñāna) stützen. Wichtig ist, dass nach dieser Theorie nicht die wahrgenommenen Formen die Wahrnehmung herbeiführen, sondern die früheren Erfahrungen uns so konditionieren, dass wir die Erscheinungen als von uns getrennte Entitäten wahrnehmen.
Amitayus (Tib.: Tsepame): Buddha des langen Lebens.
Avalokiteśvara (Tib.: Tschenresi, Dt.: Liebevolle Augen): Bodhisattva oder Buddha des erwachten Mitgefühls.
Bardo (Skt.: Antarabhāva) bezeichnet allgemein einen Zwischenzustand. Meist wird der Begriff zur Beschreibung der Zeitspanne zwischen Tod und Wiedergeburt verwendet.
Befreiung: Siehe → Bhūmis
Bhūmi (Dt.: Bodhisattva-Stufe): Mit der ersten Bhūmi erlangt man Befreiung aus der Illusion Saṃsāras. Die zehn Bhūmis beschreiben im Mahāyāna die verschiedenen Stufen des Bodhisattva-Weges bis zur vollständigen Erleuchtung, Buddhaschaft.
Bodhicitta (Tib.: Djangtschub Sem, Dt.: Geist des Erwachens), ist die Hauptmotivation des →Mahāyāna. Sie bezeichnet auf relativer Ebene den Wunsch, Erleuchtung zu erlangen, um in der Lage zu sein, allen fühlenden Wesen den Weg aus dem Leiden des Kreislaufs der Existenzen (→Saṃsāra) zu zeigen. Auf letztendlicher Ebene ist es die unmittelbare Einsicht in die letztendliche Natur der Dinge.
Bodhisattva: Ideal des Mahāyāna. Ein Bodhisattvahat →Bodhicitta entwickelt. Er strebt aus Mitgefühl danach, zum Wohle aller Lebewesen Buddhaschaft zu verwirklichen. Bodhisattvas auf den →Bhūmis nehmen bewusst Geburt an, um sich für das Wohl und die spirituelle Entwicklung aller fühlenden Wesen einzusetzen.
Bodhisattva-Versprechen: Versprechen, mit Praxis und konkreten Handlungen, alles zu tun, um den Lebewesen zu helfen, sich vom Leiden und dessen Ursachen zu befreien und nach der eigenen Befreiung immer wieder zum Wohl der anderen Geburt anzunehmen, bis restlos alles Leiden überwunden ist.
Bön: Die ursprünglich vorbuddhistische und schamanische Religion Tibets teilt heute die meisten buddhistischen Sichtweisen.
Buddha (Tib.: Sangyä) bezeichnet sowohl den historischen Buddha Śākyamuni als auch alle anderen vollkommen erwachten Wesen.
Buddha-Natur (Skt: Tathāgatagarbha, Tib.: Descheg Nyingpo): Jedes fühlende Wesen hat das Potenzial eines Buddhas. Durch die Verbindung altruistischer Handlungen (Methode) und Meditation (Weisheit) kann dieses Potential nach und nach zum Vorschein kommen und schließlich vollkommen verwirklicht werden.
Cakrasaṃvara, (Dt:.Dākinī (Tib.: Khandro, Dt.: Himmelswandlerin): Es gibt 1) weltliche Dākinīs, die noch nicht verwirklicht sind sowie 2) Dākinīs, die verwirklicht sind. Dies sind entweder menschliche verwirklichte Wesen (wie Karmapas Mutter) oder →Yidams.
Dam Ngagdsö: Sammlung mit Texten der acht tantrischen indischen Traditionen, die nach Tibet kamen, zusammengestellt von →Djamgön Kongtrül Lodrö Thaye.
Daseinsbereich: In den höheren Daseinsbereichen leben Götter, Halbgötter und Menschen, in den niederen Tiere, Hungrige Geister und Höllenwesen.
Dharma (Tib.: Tschö): Das Wort Dharma hat viele Bedeutungen. Im buddhistischen Kontext bedeutet es zumeist 1) Die Lehre, die zur Befreiung führt, 2) Wahrheit/letztendliche Wirklichkeit oder 3) die Phänomene wie sie wirklich sind.
Dharmakāya: Siehe →Kāyas.
Dharma-Schützer (Skt.: Dharmapāla, Tib.: Tschökyong): Oft zornvolle Manifestationen der Buddha-Aktivität, die vor Hindernissen für die Lehre und Verwirklichung bzw. vor besonders starken Emotionen schützen. Erwachte Schützer sind Buddhas oder Bodhisattvas; weltlichen Schützern wurde von einem großen Meister das spirituelle Versprechen abgenommen, der Verbreitung und Praxis des Dharma und den Praktizierenden zu helfen.
Dordje Lopön (Skt.: Vajrācārya): Dordje Lopön haben die Befugnis, die tantrischen Rituale zu übertragen. In unserem Zusammenhang war es der höchste Verantwortliche für Zeremonien in Rumtek.
Drei Juwelen: Buddha, Dharma und Sangha der Verwirklichten.
Dordje Pagmo, Dordje Sempa bzw. Dordje Tschang: Siehe →Vajrayoginī, →Vajrasattva bzw. →Vajradhāra.
Drei Zeiten: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Drubtschö: Ein Drubtschö ist eine meist mehrtägige gemeinsame Meditation auf einen Buddha, →Yidam oder →Dharma-Schützer.
Drupön: Retreatmeister des Dreijahres-Retreats.
Dzogtschen: Ähnlich wie bei →Mahāmudrā wird die Sichtweise eines Buddhas angenommen und die Natur des Geistes vom Lehrer direkt aufgezeigt. Im Gegensatz zu Mahāmudrā steht jedoch nicht die Meditation im Vordergrund sondern die Sichtweise, also das Verständnis, dass alle Phänomene ohne Essenz sind.
Emotionen oder emotionale Verblendung (Skt.: Kleśas, Tib.: Nyönmong): Selbstbezogene mentale Regungen. Klassifiziert als: Drei Geistesgifte 1) Begierde/Anhaften, 2) Ablehnung und 3) Verwirrung oder als Fünf Geistesgifte: Begierde/Anhaften, Hass/Ablehnung, mangelndes Gewahrsein/Unwissenheit, Eifersucht/Neid und Stolz.
Erleuchtung (Tib.: Sangyä): Im Mahayana gleichbedeutend mit Buddhaschaft, dem vollkommenen Erwachen.
Genyen (Laiengelübde): Nicht töten, nicht nehmen, was nicht gegeben ist, nicht lügen, heilsames sexuelles Verhalten und keine Rauschmittel zu sich nehmen.
Gyaling: Eine Art tibetische Oboe, die bei Ritualen gespielt wird.
Ermächtigung (Skt.: Abhiṣeka, Tib.: Wang): Eine rituelle Übertragung, bei der wir die Erlaubnis bekommen, auf den betreffenden →Buddha, →Yidam oder →Dharma-Schützer zu praktizieren. Gleichzeitig wird der Segen dieses Aspektes übertragen, der uns hilft, mittels der Praxis die erwachten Qualitäten in uns selbst freizulegen (beispielsweise das große Mitgefühl Avalokiteśvaras). Sie ermächtigt uns, als den übertragenen Aspekt zu visualisieren.
Glück verheißende Zeichen: Die acht glücksverheißenden Zeichen werden bei der Ankunft großer Meister mit Mehl auf den Weg gezeichnet.
Gau: Ein Amulett, in dem gesegnete Substanzen aufbewahrt werden.
Guru-Yoga (Tib.: Lamä Näldjor): Eine Meditation, in der der Meditierende durch Visualisierung und Rezitation den Segen des Lamas und der Überlieferungslinie erhält.
Gyalwa Yabse: wörtl.: „der Siegreiche und sein Erbe.“ Bezeichnet Lamas, die die Lehren der Linie an den nächsten Halter übertragen können. Oft leicht irreführend als „Herzenssohn“ oder „Regent“ übersetzt. Meist spricht man von den vier Gyalwa Yabses Shamarpa, Situpa, Djamgön Kongtrül Rinpoche und Gyaltsab Rinpoche, doch der 16. Karmapa sprach auch von Pawo Rinpoche sowie Treho Rinpoche als Gyalwa Yabse, da die beiden letztgenannten in früheren Inkarnationen an der Anerkennung Karmapas beteiligt waren. Auch Beru Khyentse Rinpoche gab er in seinem Anerkennungsbrief den Titel Gyalwa Yabse.
Kadampa: Aus den Lehren, die Atīśa im 11. Jh. nach Tibet brachte, entstand die Kadampa-Schule, aus der wiederum die Gelukpaschule hervorging, die aber in allen Linien praktiziert werden.
Kagyü Ngagdsö: Sammlung von Ermächtigungen und Übertragungen, die auf Marpa den Übersetzter zurückgehen, zusammengestellt vom Ersten Djamgön Kongtrül Rinpoche.
Kagyü-Schule: Sie geht auf die Lehren zurück, die Marpa Lotsawa nach Tibet brachte. Es gibt vier Kagyü-Schulen, die von Gampopas Schülern gegründet wurden: Die Karma-Kagyü, die Tshalpa-Kagyü, Barom-Kagyü und Phagdrü-Kagyü. Die acht späteren Kagyü Schulen gehen auf Schüler des Gründers der letzteren, Phagmo Drupa, zurück: Drikung-Kagyü, Taklung-Kagyü, Drukpa-Kagyü, Trophu-Kagyü, Martsang-Kagyü, Yamtsang-Kagyü, Yerpa-Kagyü und Shugseb-Kagyü. Nicht alle von ihnen existieren heute noch als eigenständige Schule.
Kangyur: Die tibetische Sammlung der über hundert Bände. Auch wenn er „Worte des Buddha“ heißt, umfasst er auch Schriften des Tantra und bspw. die verschiedenen Prajñāpāramitā-Sūtras.
Karma (Tib.: Lä, Dt.: Handlung/Wirken): Das Gesetz von Ursache und Wirkung: Unsere früheren Aktivitäten mit Gedanken, Worten und unserem Körper prägen das heutige Erleben und die heutigen Handlungen wiederum prägen unsere Zukunft. Man sagt: „Wenn du wissen willst, was du früher getan hast, schaue dein jetziges Erleben an und wenn du wissen willst, was du künftig erfahren wirst, schaue dir deine jetzigen Handlungen an.“
Karmapa Charitable Trust Vom 16. Karmapa 1961 geschaffene Stiftung, die sich um verschiedene Hilfsprojekte sowie die Verwaltung Rumteks in der Zeit bis zur Rückkehr des 17. Karmapa nach Rumtek kümmern sollte.
Kāya (Tib.: Ku): Verschiedene Aspekte der Buddhaschaft ausdrücken. Der Dharmakāya, auch Wahrheitskörper genannt, ist der Urgrund zeitlosen Gewahrseins, von dem die beiden Formkörper (Rūpakāyas) erscheinen: 1) Der Saṃbhogakāya oder Freudenkörper in nicht-menschlicher Form zeigt sich erst, wenn man verwirklicht ist als Buddhas, Yidams (wie Avalokiteśvara) und Dharma-Schützer. 2) Der Nirmanakāya oder Ausstrahlungskörper (Tib.: Tulku) zeigt sich als der physisch manifestierte Körper befreiter Wesen, wie bspw. Karmapa. Svabhāvikakāya oder Essenzkörper bezeichnet die Untrennbarkeit der drei anderen. Wie es der 16. Karmapa beschreibt, entspricht der Dharmakāya der Sonne, der Saṃbhogakāya ihren Strahlen und der Nirmanakāya der Wärme, die wir auf der Haut spüren.
Kham: Region in Ost-Tibet.
KIBI (Karmapa International Buddhist Institute): Karmapas monastisches Studieninstitut in New Delhi, an dem hauptsächlich westliche Laienschüler studieren.
Khata: Weiße oder gelbe Schals, mit denen sich Tibeter begrüßen oder die sie bei einem Segen dem Lama überreichen. Sie symbolisieren eine glücksverheißende Verbindung.
Khenpo: Khenpo: 1) Der- und diejenige, der/die der monastischen Gelübdenahme vorsteht, 2) ein/e Gelehrte/r, der die zehnjährigen Studien in Buddhistischer Philosophie abgeschlossen hat oder 3) ein Abt oder eine Äbtissin.
Khorlo Demtschok (Skt.: Cakrasaṃvara, Dt:. Rad des höchsten Glücks): Einer der wichtigsten Yidams der neuen Schulen des tibetischen Buddhismus.
Kīlaya oder Vajra Kīlaya: Zornvolle Form von →Vajrasattva.
Losar: Tibetisches Neujahr, das nach dem tibetischen Mondkalender meist auf Februar oder März fällt.
Lung: →Übertragung eines Textes durch Lesen.
Mahākāla und Mahākali: Siehe: →Dharmaschützer
Mahākāla Dordje Bernatschen (Dt.: Schwarzer Mantel): Wichtigster →Dharmaschützer der Karma-Kagyü-Linie.
Mahāmudrā (Dt.: Das große Siegel): Mudrā (Siegel) steht für die Leerheit bzw. Essenzlosigkeit, die alle Mahā, also alle Phänomene durchdringt oder charakterisiert. Gleichzeitig steht es für die Praxis, alle Phänomene in dieser Essenzlosigkeit zu erkennen.
Mahāsiddha (Dt.: Großer Verwirklichter): Dies sind die großen Meister, wie etwa die 84 Mahāsiddhas in Indien, zu denen beispielsweise Tilopa gehörte, ebenso wie Meister unserer Tage wie Karmapa, Dudjom, Dilgo Khyentse oder Kalu, Trülshik und Gendün Rinpoche, die für den Westen von besonderer Bedeutung waren.
Mahāyāna (Tib.: Thegpa Tschenpo): Das große Fahrzeug, das die tiefgründige Sicht der Leerheit des Selbst und aller Phänomene mit dem mitfühlenden Wunsch verbindet, alle Lebewesen vom Leiden und dessen Ursachen zu befreien.
Mani-Mantra: Das Mantra Avalokiteśvaras* Om Mani Pad Ma Hum, in Tibet Om Mani Pe Me Hung ausgesprochen.
Natur des Geistes: Der ursprüngliche Geist, jenseits aller konventionellen dualistischen geistigen Bewegungen des Intellekts und des Wahrnehmungsprozesses, in der ein „Subjekt“ sich als von „Objekten“ getrennt wahrnimmt.
Ngöndro: Siehe: →Vorbereitende Übungen.
Nirmāṇakāya: Siehe →Kāyas.
Nyingmapa (Dt.: Alte Schule): Die Lehren der Nyingma-Tradition gehen auf →Padmasambhava* und Śāntarakṣita zurück.
Pāramitās, Sechs (Tib.: Paröl tu chinpa, Perfektion): Dies sind die sechs das Leid überwindenden Tugenden, die wir auf dem Weg zur Buddhaschaft perfektionieren: Freigebigkeit (Dāna), Disziplin (Sīla), Geduld (Kṣānti), Freudige Ausdauer (Vīrya), Meditation (Dhyāna) und Weisheit (Prajñā). Die Einteilung in zehn Pāramitās umfasst außerdem geschickte Mittel (Upaya) Wunschgebete (Praṇidhāna), spiritueller Kraft (Bala), and ursprüngliches Gewahrsein (Jñāna).
Phowa: Bewusstseinsübertragung, die im eigenen Tod oder für Verstorbene praktiziert wird, um eine bessere Wiedergeburt oder idealerweise in den →reinen Ländern zu bewirken.
Pūjā: Ritual oder Liturgie auf einen Buddha, Yidam oder Schützer.
Reine Sicht: Die Erscheinungen werden in ihrer Essenz gesehen, die Wesen in der Form ihres Yidams. Sie bezeichnet auch die Bemühungen des Praktizierenden, alles als rein wahrzunehmen, auch wenn dies noch rein konzeptuell und nicht erfahrbar ist.
Reines Land Reine Länder sind Buddhabereiche, die nur für Erwachte zugänglich sind. Ausnahme ist Dewachen (Skt.: Sukhāvatī), in dem man Kraft der eigenen Wünsche, Praxis und Hingabe Wiedergeburt annehmen kann.
Reinigen: Mit einer Reinigungspraxis wie der Meditation auf Vajrasattva reinigt man nichtheilsame Handlungen der Vergangenheit. Hierbei nützt man die vier Kräfte: 1. die Kraft des Bereuens der schädlichen Handlung, 2. die Kraft des Entschlusses, nicht wieder so zu handeln, 3. die Kraft der Stütze wie Zuflucht und Bodhicitta zur Stärkung dieses Entschlusses sowie ein „Objekt“ wie Vajrasattva, vor dem wir die negative Handlung bekennen und 4. die Kraft positiver Handlungen, welche die Muster bereinigen, als Gegenmittel.
Rime (Dt.: nicht-sektiererische Bewegung): Große Lamas wie Khyentse Wangpo und Djamgön Kongtrül riefen im 19. Jahrhundert die Rime-Bewegung ins Leben, welche die starren Trennungen zwischen den verschiedenen Schulen überwand. Ohne die Besonderheiten der jeweiligen Traditionen zu leugnen, sorgten sie dafür, dass alle wichtigen Übertragungslinien erhalten blieben.
Sādhanā: Methode für die Verwirklichung. Ein ritueller Text, den man rezitiert und der durch die Meditation auf einen Buddha, Yidam oder Dharma-Schützer führt.
Samādhi (Tib.: Samten): Meditative Versenkung.
Samaya: Spirituelles Band, das man aufgrund von Versprechen eingeht, die man seinem Lehrer z. B. bei Ermächtigungen gegenüber abgibt.
Śamatha (Tib.: Shine, stilles Verweilen): Meditation die den Geist durch die Konzentration auf bspw. eine Stütze wie den Atem oder eine Kerze beruhigt.
Saṃbhogakāya: Siehe →Kaya.
Saṃsāra (Tib.: Khorwa, Dt.: Rad oder Kreislauf der bedingten Existenzen): Unter dem Einfluss der →Emotionen ist der Geist gebunden und erkennt nicht seine →Buddha-Natur. Dadurch ist er gezwungen, immer wieder Wiedergeburt in den verschiedenen, von emotionaler Verblendung charakterisierten, Daseinsbereichen anzunehmen. Erst wenn er die dualistische Wahrnehmung überwindet, ist er von Saṃsāra befreit.
Sangha (Tib.: Gendün): Gemeinschaft buddhistischer Praktizierender. Nach manchen Definitionen zählen zu ihm nur jene, die entweder die Laiengelübde eines/einer →Upāsaka oder Upāsaki oder die monastischen Gelübde genommen haben. Der ‚edle Sangha’ umfasst alle, die von →Saṃsāra befreit sind.
Sechs Daseinsbereiche von →Saṃsāra: Der Bereich der Götter, geprägt von großem Stolz; der Bereich der eifersüchtigen Götter (Asura), gekennzeichnet durch große Eifersucht; der Menschenbereich, gekennzeichnet durch Begierde/Anhaftung; das Tierreich (Naraka), geprägt von Dummheit, das der hungrigen Geister (Preta), geprägt von Gier und der Höllenbereich, geprägt von Aggression.
Sechs Yogas von Naropa (Tib.: Naro Tschödruk): Der indische Meister Naropa übertrug als erster die Gesamtheit dieser Übungen, die zumeist mit den feinstofflichen Energien im Körper arbeiten. Die Yogas werden nicht öffentlich, sondern meist in Langzeit-Retreats übertragen.
Siddha: Siehe →Mahāsiddha.
Spiritueller Materialismus: Alles Haften an meditativen Erfahrungen, Wundern, Ritualen, Buddhas/Yidams/Schützern etc. als wirklich existierende Phänomene oder Wesenheiten. Dies umfasst auch das Haften des Selbstbilds, ein buddhistischer Praktizierender zu sein oder Übertragungen, Segen etc wie materielle Werte zusammenzutragen.
Sūtra (Tib.: Do): Die Worte Buddha Śākyamunis, die von seinen Schülern niedergeschrieben wurden. Die Mahāyāna-Sūtras entstanden später, wahrscheinlich aufgrund von Visionen hochverwirklichter Meister.
Tantra (Tib.: Gyü): Die Texte des Vajrayāna-Buddhismus, welche die ursprüngliche Reinheit des Geistes lehren.
Tendrel: Ten bedeutet abhängen und drel Verbindung. Das Konzept von Tendrel deutet darauf, dass alle der Phänomene vom Zusammenkommen der entsprechenden Umstände abhängen, die man auch durch entsprechende Handlungen und Praktiken schaffen kann. Wenn hier im Buch von Tendrel-Universum die Rede ist, meint dies, dass im Umfeld von Karmapa durch die Kraft seiner Wünsche, seines Verdienstes und seiner Verwirklichung oft spontan durch seine Präsenz die für seine Aktivität günstigen Bedingungen zusammenführte.
Tantrayāna: Siehe →Vajrayāna.
Terma: →Padmasambhava wusste, dass viele seiner Lehren besonders in der Zeit der Verfolgung des Buddhismus durch König Langdarma verloren gehen würden. Er versteckte daher spirituelle Schätze (d.h. Texte, Ritualobjekte u. a.), die später von Tertön gefunden wurden.
Tertön (Dt.: Schatzauffinder): Auffinder von →Termas, den versteckten spirituellen Schätzen → Padmasambhavas
Der Theravāda stützt sich vornehmlich auf den Palikanon und nicht auf die späteren Schriften des Mahāyāna.
Torma: 1) Opferkuchen für Buddhas, Yidams oder Schützer und 2) Stilisierte Darstellungen derselben.
Tschö-Praxis: Praxis, in der man in der Vorstellung alles darbringt, was sie brauchen könnten, sogar den eigenen Körper. Die Praxis dient dem „Durchschneiden“ des Ich-Anhaftens, um die Leerheit zu verwirklichen. Man lernt dabei außerdem, die „inneren Dämonen“ starker Emotionen zu transformieren.
Tschenresi: Siehe →Avalokiteśvara.
Tugdam (Dt.: Nachtodmeditation): Mit entsprechend stabiler Meditationspraxis kann man im Moment des Todes in Meditation verweilen und Befreiung erlangen. Manche bleiben stunden-, tage- oder wochenlang in dieser Nachtod-Meditation (siehe Band 2, Abschied von Karmapa).
Tulku (Dt.: Ausstrahlungskörper): Wiedergeburt oder Ausstrahlung eines befreiten Meisters.
Übertragung: Zu der vollständigen Übertragung einer Praxis gehören die Ermächtigung (Tib.:Wang), Erklärungen eines Lamas, die sich auf einen Kommentar zur Praxis stützen (Tib.:Tri) und die rituelle Lesung des Texts oder Kommentars (Tib.: Lung).
Umdze: Vorsänger eines Rituals.
Unsterblichkeit: Es gibt verschiedene Stufen der Verwirklichung, die Unsterblichkeit genannt werden. Die „niedrigste“ verwirklicht man ab der zweiten Stufe von Mahāmudrā (Frei von Projektionen bzw. Einfachheit), die es erlaubt, im Nachtod-Samādhi zu verweilen.
Upāsaka (m.)/ Upāsaki (w.): Praktizierende, die die Laiengelübde genommen haben (nicht töten, nicht nehmen, was nicht gegeben ist, nicht lügen, heilsames sexuelles Verhalten und keine Rauschmittel zu sich nehmen).
Vajra (Tib.: Dordje, Dt.: Diamantzepter): Repräsentiert den unwandelbaren Geist des Erwachens, Bodhicitta.
Vajradhāra (Tib.: Dordje Tschang, Dt.: Diamanthalter): Urbuddha, auf den in der Kagyü-Tradition meditiert wird. Er symbolisiert die letztendliche Wirklichkeit.
Vajra-Gesänge: Spontane Belehrungen in Gedichtform. Besonders Milarepa war berühmt dafür, auf diese Art den Dharma zu lehren. (Siehe →Karmapas Vajra-Gesänge in Band 2).
Vajrasattva (Tib.: Dordje Sempa, Dt.: Diamantgeist): Saṃbhogakāya-Buddha, auf den man u. a. meditiert, um nichtheilsame Handlungen zu reinigen.
Vajrayāna (Tib.: Dordje Thegpa, Dt.: Diamantweg/-fahrzeug, Tantrayāna oder Mantrayāna): Die Teile der Lehren und Übungen, die sich auf die →Tantras stützen, also die Schriften, welche die ursprüngliche Reinheit des Geistes beschreiben. Er wird auch das Fahrzeug der Frucht genannt, da man sich selbst als Buddha/Yidam/Schützer und die Umgebung als Buddhabereich/reines Land bspw. erleuchtetes Maṇḍala visualisiert, was als Katalysator für den Weg zum Erwachen wirken kann.
Vajrayoginī (Dt.: Diamantsau oder Rote Weisheit): Yidam in weiblicher Form, der hauptsächlich den Weisheitsaspekt der Erleuchtung repräsentiert.
Vinaya: Die Regeln und Lehren bezüglich der monastischen Disziplin.
Vipasyāna (Dt.: tiefe Einsicht): Meditationspraxis, die in der Kagyü Schule in Kombination mit → Śamatha praktiziert wird. Echte Vipasyāna Praxis erkennt in jedem geistigen Impuls seine grundlegend illusorische Natur und überwindet so den Glauben an die Existenz eines Selbst und der Phänomene.
Vorbereitende Übungen (Tib.: Ngöndro): Im Stufenweisen Weg sieht man das Ngöndro als Voraussetzung an, um die fortgeschritteneren Vajrayāna-Praktiken auszuführen. Traditionell beinhaltet dies 100.000 mal die Zuflucht zu rezitieren, 100.000 Ganzkörperniederwerfungen zu machen, 100.000 mal das Mantra →Vajrasattvas zu rezitieren, 100.000 symbolische Gaben des Universums darzubringen (Maṇḍala-Opferung) und 100.000 mal ein Gebet an die Meister zu sprechen (→Guru Yoga).
Wurzellama oder –lehrer (Skt.: Mulaguru): 1. Der oder die Meister/in, der oder die einen am meisten inspiriert und die wichtigsten Übertragungen gibt. 2. Entsprechend fortgeschrittene Praktizierende sehen denjenigen, der sie in die →Natur des Geistes eingeführt hat, als ihren Wurzellama an. Der Elfte Situ Rinpoche, der Zweite →Djamgön Kongtrül Rinpoche und nach manchen Quellen auch →Tulku Urgyen Rinpoche sowie Shugseb Lochen Rinpoche waren die Wurzellamas des 16. Karmapas.
Yidams sind die Saṃbhogakāya-Aspekte der Erleuchtung und mit ihrem feinstofflichen Körper nur für fortgeschrittene Praktizierende sichtbar. Yi heißt Geist, Dam bedeutet verbinden, wir nutzen die Yidam-Praxis also dazu, uns mit den erleuchteten Qualitäten des eigenen Geistes zu verbinden.
Yogī oder Yoginī (Tib.: Näljorpa oder Näldjorma): In unserem Zusammenhang bezeichnen diese Ausdrücke Praktizierende des Vajrayāna.
Zuflucht (Tib.: Kyabyül): Die Objekte der Zuflucht sind die drei Juwelen →Buddha, →Dharma und →Sangha sowie im Vajrayāna die drei Wurzeln 1) Lama, 2) Yidam und 3) Dākinī sowie Dharma-Schützer.
Türkiser Text beeinhaltet einen Link zu genaueren Informationen.
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(Glossar: Begriffe und Orte weiter unten).
viele der hier nicht aufgelisteten Meister finden sich auf englisch auf https://www.rigpawiki.org
Bedi, Freda (Sister Ketschok Palmo)
Beru Khyentse Rinpoche ist eine der fünf Wiedergeburten von Djamyang Khyentse Wangpo I.. Die derzeitige Inkarnation von Beru Khyentse Rinpoche heißt Drongsar Khyentse Tschökyi Wangpo (*1947).
Chatral Rinpoche
Chögyam Trungpa Rinpoche
Dilgo Khyentse Rinpoche (1910-1991): eine der fünf Wiedergeburten von Djamyang Khyentse Wangpo. Er wurde von Anhängern aller Schulen als einer der größten zeitgenössischen tibetischen Meister angesehen. Oberhaupt der Nyingma-Tradition von 1987-1991.
Djamgön Kongtrül Rinpoche: Dritthöchster Regent der Karma-Kagyü-Schule: 1. Lodrö Thaye (1813-1899) war einer der größten Meister des 19. Jahrhunderts und Mitbegründer der Rime-Bewegung. Er studierte bei über hundert Meistern aller tibetisch-buddhistischen Schulen. 2. Pälden Khyentse Öser (1904-1953): Er war die Reinkarnation von Lodrö Thaye und Sohn des 15. Karmapa. 3. Karma Lodrö Tschökyi Senge (1954-1992). 4. Djamgön Kongtrül Migyur Dragpa Sengge und Lodrö Chökyi Nyima.
Djamyang Khyentse Wangpo (1820-92): Der erste Khyentse Rinpoche, ein großer Meister und Mitbegründer der Rime-Bewegung und einer der fünf großen →Tertön.
Dzongsar Khyentse Tschökyi Lodrö Rinpoche (1893-1959): eine der fünf Wiedergeburten von Djamyang Khyentse Wangpo I. Er beteiligte sich an der Rime-Bewegung und war ein Wurzellama von Dilgo Khyentse Rinpoche. Dzongsar Khyentse Norbu Rinpoche (*1961) ist seine Wiedergeburt.
Gendün Rinpoche (1918-1997) verbrachte etwa dreißig Jahre in Retreat. Der 16. Karmapa schickte ihn als „seinen besten Meditationsmeister“ 1975 in den Westen, um zu unterrichten, Dharma-Zentren aufzubauen und ein Dreijahres-Retreatszentrum zu leiten.
Goshir Gyaltsab Rinpoche (*1954): Die Gyaltsab Rinpoches sind traditionell die Regenten Tsurphus und die vierthöchsten Regenten Karmapas.
Die Gyalwang Drukpa Rinpoches sind die sukzessiven Oberhäupter der Drukpa-Kagyü Schule (siehe →Kagyü Schule).
Jigme Rinpoche: Karmapas Europäischer Repräsentant.
Kalu Rinpoche (1905-1989): Nach einem ersten Dreijahresretreat und eingehenden Studien begann er ein 15-jähriges Retreat. So wurde er einer der höchsten Verwirklichten seiner Zeit und Halter der Karma-Kagyü und Shangpa-Kagyü Lehren. Der 16. Karmapa erkannte ihn 1940 als Aktivitäts-Ausstrahlung von →Djamgön Kongtrül an.
Mipham Rinpoche: Der Erste Djamgön Dju Mipham Rinpoche (1846–1912) war ein bedeutender Gelehrter der Nyingma Tradition. In seinem umfangreichen Werk berücksichtigte er den Reichtum aller Traditionen, weswegen er auch als großer Rime Meister gilt.
Nedo Kuchung Rinpoche
Padmasambhava (Tib.: Guru Rinpoche): Der indische Mahāsiddha* Padmasambhava kam auf Einladung des tibetischen Königs Trisong Detsen nach Tibet und verbreitete gemeinsam mit den indischen Gelehrten Śāntarakṣita (725-788) und Vimalamitra (8. Jh.) den Buddhismus in Tibet. Auf sie alle geht die Alte Schule der Nyingmapa* zurück. Eine frühere Inkarnation Karmapas zählte zu seinen 25 wichtigsten Schülern.
Pawo Rinpoche: Hohe Karma-Kagyü-Inkarnationsreihe, die oft an der Auffindung der Karmapas beteiligt war.
Shamar Rinpoche (1952-2014): Nach den Blue Annals von Gö Lotsawa Zhönnu-pel sind die Shamarpas nach den Karmapas die zweitälteste Reinkarnationsreihe Tibets. Sie sind die höchsten →Gyalwa Yabse der Karma-Kagyü-Schule. Der 14. Shamarpa verbrachte 1956-1981 in Karmapas Nähe.
Shechen Kongtrül Pema Drime (1901-1960): Eine der drei vorherigen Inkarnationen von Rabjam Rinpoche, dem Hauptlehrer des Zweiten Dilgo Khyentse Rinpoche.
Situ Rinpoche, Khenting Tai: Zweithöchster →Gyalwa Yabse der Karma-Kagyü-Schule. Der Elfte Situpa war einer der wichtigsten Kagyü-Lamas Tibets. Der Zwölfte Situ lernte 1966-1975 bei Karmapa in Rumtek und gründete anschließend das Kloster Sherab Ling bei Dharamsala.
Sister Ketschok Palmo (Freda Bedi)
Traleg Rinpoche
Tschogye Tritschen Rinpoche (1920-2007) war das Oberhaupt der Tsarpa-Linie der Sakyaschule. Er war einer der höchst verwirklichten Meister des 20. Jahrhunderts und Lehrer des Dalai Lama, Sakya Trizin Rinpoche, Karmapa Thaye Dordje und vielen anderen. Er starb 2007 und blieb fünfzehn Tage in der Nachtodmeditation (→Tugdam).
Tchatral Rinpoche
Tschokgyur Lingpa (1829-1870) gilt als letzter der hundert wichtigsten →Tertöns.
Tulku Urgyen Rinpoche (1920-1996), einer der großen tibetischen Meister des 20. Jhs. studierte in der Nyingma- und Kagyü-Tradition. Nach seiner Flucht baute er in Nepal u.a. die Klöster Ka-Nying Shedrub Ling und Nagi Gompa auf.
Glossar: Begriffe und Orte
1002 Buddhas: Im derzeitigen großen kosmischen Weltzeitalter (Skt.: Kalpa) werden 1002 →Buddhas lehren, zu denen nur jene zählen, die jeweils als erste in einem kleinen Weltzeitalter den Dharma lehren (wie Buddha Śākyamuni in unserem derzeitigen kleinen Kalpa).
Amdo: Nördliche Provinz von Ost-Tibet.
Aggregate (Skt.: Skandha, Tib.: Phungpo): Die Aggregate bezeichnen die verschiedenen Aspekte unseres Wahrnehmungsprozesses. Das Aggregat der Wahrnehmung von Formen (Rūpa) ist die primäre Sinneswahrnehmung, die mit dem Aggregat der Empfindungen (Vedanā) als angenehm, unangenehm oder neutral wahrgenommen wird. Dies wird mit dem Aggregat der Unterscheidungen (Samjñā) mental eingeordnet, wobei wir uns auf die bereits im Aggregat der Gestaltungen (Samskāra) geformten Muster und die bereits abgespeicherten Erfahrungen des Aggregats Bewusstsein (Vijñāna) stützen. Wichtig ist, dass nach dieser Theorie nicht die wahrgenommenen Formen die Wahrnehmung herbeiführen, sondern die früheren Erfahrungen uns so konditionieren, dass wir die Erscheinungen als von uns getrennte Entitäten wahrnehmen.
Amitayus (Tib.: Tsepame): Buddha des langen Lebens.
Avalokiteśvara (Tib.: Tschenresi, Dt.: Liebevolle Augen): Bodhisattva oder Buddha des erwachten Mitgefühls.
Bardo (Skt.: Antarabhāva) bezeichnet allgemein einen Zwischenzustand. Meist wird der Begriff zur Beschreibung der Zeitspanne zwischen Tod und Wiedergeburt verwendet.
Befreiung: Siehe → Bhūmis
Bhūmi (Dt.: Bodhisattva-Stufe): Mit der ersten Bhūmi erlangt man Befreiung aus der Illusion Saṃsāras. Die zehn Bhūmis beschreiben im Mahāyāna die verschiedenen Stufen des Bodhisattva-Weges bis zur vollständigen Erleuchtung, Buddhaschaft.
Bodhicitta (Tib.: Djangtschub Sem, Dt.: Geist des Erwachens), ist die Hauptmotivation des →Mahāyāna. Sie bezeichnet auf relativer Ebene den Wunsch, Erleuchtung zu erlangen, um in der Lage zu sein, allen fühlenden Wesen den Weg aus dem Leiden des Kreislaufs der Existenzen (→Saṃsāra) zu zeigen. Auf letztendlicher Ebene ist es die unmittelbare Einsicht in die letztendliche Natur der Dinge.
Bodhisattva: Ideal des Mahāyāna. Ein Bodhisattvahat →Bodhicitta entwickelt. Er strebt aus Mitgefühl danach, zum Wohle aller Lebewesen Buddhaschaft zu verwirklichen. Bodhisattvas auf den →Bhūmis nehmen bewusst Geburt an, um sich für das Wohl und die spirituelle Entwicklung aller fühlenden Wesen einzusetzen.
Bodhisattva-Versprechen: Versprechen, mit Praxis und konkreten Handlungen, alles zu tun, um den Lebewesen zu helfen, sich vom Leiden und dessen Ursachen zu befreien und nach der eigenen Befreiung immer wieder zum Wohl der anderen Geburt anzunehmen, bis restlos alles Leiden überwunden ist.
Bön: Die ursprünglich vorbuddhistische und schamanische Religion Tibets teilt heute die meisten buddhistischen Sichtweisen.
Buddha (Tib.: Sangyä) bezeichnet sowohl den historischen Buddha Śākyamuni als auch alle anderen vollkommen erwachten Wesen.
Buddha-Natur (Skt: Tathāgatagarbha, Tib.: Descheg Nyingpo): Jedes fühlende Wesen hat das Potenzial eines Buddhas. Durch die Verbindung altruistischer Handlungen (Methode) und Meditation (Weisheit) kann dieses Potential nach und nach zum Vorschein kommen und schließlich vollkommen verwirklicht werden.
Cakrasaṃvara, (Dt:.Dākinī (Tib.: Khandro, Dt.: Himmelswandlerin): Es gibt 1) weltliche Dākinīs, die noch nicht verwirklicht sind sowie 2) Dākinīs, die verwirklicht sind. Dies sind entweder menschliche verwirklichte Wesen (wie Karmapas Mutter) oder →Yidams.
Dam Ngagdsö: Sammlung mit Texten der acht tantrischen indischen Traditionen, die nach Tibet kamen, zusammengestellt von →Djamgön Kongtrül Lodrö Thaye.
Daseinsbereich: In den höheren Daseinsbereichen leben Götter, Halbgötter und Menschen, in den niederen Tiere, Hungrige Geister und Höllenwesen.
Dharma (Tib.: Tschö): Das Wort Dharma hat viele Bedeutungen. Im buddhistischen Kontext bedeutet es zumeist 1) Die Lehre, die zur Befreiung führt, 2) Wahrheit/letztendliche Wirklichkeit oder 3) die Phänomene wie sie wirklich sind.
Dharmakāya: Siehe →Kāyas.
Dharma-Schützer (Skt.: Dharmapāla, Tib.: Tschökyong): Oft zornvolle Manifestationen der Buddha-Aktivität, die vor Hindernissen für die Lehre und Verwirklichung bzw. vor besonders starken Emotionen schützen. Erwachte Schützer sind Buddhas oder Bodhisattvas; weltlichen Schützern wurde von einem großen Meister das spirituelle Versprechen abgenommen, der Verbreitung und Praxis des Dharma und den Praktizierenden zu helfen.
Dordje Lopön (Skt.: Vajrācārya): Dordje Lopön haben die Befugnis, die tantrischen Rituale zu übertragen. In unserem Zusammenhang war es der höchste Verantwortliche für Zeremonien in Rumtek.
Drei Juwelen: Buddha, Dharma und Sangha der Verwirklichten.
Dordje Pagmo, Dordje Sempa bzw. Dordje Tschang: Siehe →Vajrayoginī, →Vajrasattva bzw. →Vajradhāra.
Drei Zeiten: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Drubtschö: Ein Drubtschö ist eine meist mehrtägige gemeinsame Meditation auf einen Buddha, →Yidam oder →Dharma-Schützer.
Drupön: Retreatmeister des Dreijahres-Retreats.
Dzogtschen: Ähnlich wie bei →Mahāmudrā wird die Sichtweise eines Buddhas angenommen und die Natur des Geistes vom Lehrer direkt aufgezeigt. Im Gegensatz zu Mahāmudrā steht jedoch nicht die Meditation im Vordergrund sondern die Sichtweise, also das Verständnis, dass alle Phänomene ohne Essenz sind.
Emotionen oder emotionale Verblendung (Skt.: Kleśas, Tib.: Nyönmong): Selbstbezogene mentale Regungen. Klassifiziert als: Drei Geistesgifte 1) Begierde/Anhaften, 2) Ablehnung und 3) Verwirrung oder als Fünf Geistesgifte: Begierde/Anhaften, Hass/Ablehnung, mangelndes Gewahrsein/Unwissenheit, Eifersucht/Neid und Stolz.
Erleuchtung (Tib.: Sangyä): Im Mahayana gleichbedeutend mit Buddhaschaft, dem vollkommenen Erwachen.
Genyen (Laiengelübde): Nicht töten, nicht nehmen, was nicht gegeben ist, nicht lügen, heilsames sexuelles Verhalten und keine Rauschmittel zu sich nehmen.
Gyaling: Eine Art tibetische Oboe, die bei Ritualen gespielt wird.
Ermächtigung (Skt.: Abhiṣeka, Tib.: Wang): Eine rituelle Übertragung, bei der wir die Erlaubnis bekommen, auf den betreffenden →Buddha, →Yidam oder →Dharma-Schützer zu praktizieren. Gleichzeitig wird der Segen dieses Aspektes übertragen, der uns hilft, mittels der Praxis die erwachten Qualitäten in uns selbst freizulegen (beispielsweise das große Mitgefühl Avalokiteśvaras). Sie ermächtigt uns, als den übertragenen Aspekt zu visualisieren.
Glück verheißende Zeichen: Die acht glücksverheißenden Zeichen werden bei der Ankunft großer Meister mit Mehl auf den Weg gezeichnet.
Gau: Ein Amulett, in dem gesegnete Substanzen aufbewahrt werden.
Guru-Yoga (Tib.: Lamä Näldjor): Eine Meditation, in der der Meditierende durch Visualisierung und Rezitation den Segen des Lamas und der Überlieferungslinie erhält.
Gyalwa Yabse: wörtl.: „der Siegreiche und sein Erbe.“ Bezeichnet Lamas, die die Lehren der Linie an den nächsten Halter übertragen können. Oft leicht irreführend als „Herzenssohn“ oder „Regent“ übersetzt. Meist spricht man von den vier Gyalwa Yabses Shamarpa, Situpa, Djamgön Kongtrül Rinpoche und Gyaltsab Rinpoche, doch der 16. Karmapa sprach auch von Pawo Rinpoche sowie Treho Rinpoche als Gyalwa Yabse, da die beiden letztgenannten in früheren Inkarnationen an der Anerkennung Karmapas beteiligt waren. Auch Beru Khyentse Rinpoche gab er in seinem Anerkennungsbrief den Titel Gyalwa Yabse.
Kadampa: Aus den Lehren, die Atīśa im 11. Jh. nach Tibet brachte, entstand die Kadampa-Schule, aus der wiederum die Gelukpaschule hervorging, die aber in allen Linien praktiziert werden.
Kagyü Ngagdsö: Sammlung von Ermächtigungen und Übertragungen, die auf Marpa den Übersetzter zurückgehen, zusammengestellt vom Ersten Djamgön Kongtrül Rinpoche.
Kagyü-Schule: Sie geht auf die Lehren zurück, die Marpa Lotsawa nach Tibet brachte. Es gibt vier Kagyü-Schulen, die von Gampopas Schülern gegründet wurden: Die Karma-Kagyü, die Tshalpa-Kagyü, Barom-Kagyü und Phagdrü-Kagyü. Die acht späteren Kagyü Schulen gehen auf Schüler des Gründers der letzteren, Phagmo Drupa, zurück: Drikung-Kagyü, Taklung-Kagyü, Drukpa-Kagyü, Trophu-Kagyü, Martsang-Kagyü, Yamtsang-Kagyü, Yerpa-Kagyü und Shugseb-Kagyü. Nicht alle von ihnen existieren heute noch als eigenständige Schule.
Kangyur: Die tibetische Sammlung der über hundert Bände. Auch wenn er „Worte des Buddha“ heißt, umfasst er auch Schriften des Tantra und bspw. die verschiedenen Prajñāpāramitā-Sūtras.
Karma (Tib.: Lä, Dt.: Handlung/Wirken): Das Gesetz von Ursache und Wirkung: Unsere früheren Aktivitäten mit Gedanken, Worten und unserem Körper prägen das heutige Erleben und die heutigen Handlungen wiederum prägen unsere Zukunft. Man sagt: „Wenn du wissen willst, was du früher getan hast, schaue dein jetziges Erleben an und wenn du wissen willst, was du künftig erfahren wirst, schaue dir deine jetzigen Handlungen an.“
Karmapa Charitable Trust Vom 16. Karmapa 1961 geschaffene Stiftung, die sich um verschiedene Hilfsprojekte sowie die Verwaltung Rumteks in der Zeit bis zur Rückkehr des 17. Karmapa nach Rumtek kümmern sollte.
Kāya (Tib.: Ku): Verschiedene Aspekte der Buddhaschaft ausdrücken. Der Dharmakāya, auch Wahrheitskörper genannt, ist der Urgrund zeitlosen Gewahrseins, von dem die beiden Formkörper (Rūpakāyas) erscheinen: 1) Der Saṃbhogakāya oder Freudenkörper in nicht-menschlicher Form zeigt sich erst, wenn man verwirklicht ist als Buddhas, Yidams (wie Avalokiteśvara) und Dharma-Schützer. 2) Der Nirmanakāya oder Ausstrahlungskörper (Tib.: Tulku) zeigt sich als der physisch manifestierte Körper befreiter Wesen, wie bspw. Karmapa. Svabhāvikakāya oder Essenzkörper bezeichnet die Untrennbarkeit der drei anderen. Wie es der 16. Karmapa beschreibt, entspricht der Dharmakāya der Sonne, der Saṃbhogakāya ihren Strahlen und der Nirmanakāya der Wärme, die wir auf der Haut spüren.
Kham: Region in Ost-Tibet.
KIBI (Karmapa International Buddhist Institute): Karmapas monastisches Studieninstitut in New Delhi, an dem hauptsächlich westliche Laienschüler studieren.
Khata: Weiße oder gelbe Schals, mit denen sich Tibeter begrüßen oder die sie bei einem Segen dem Lama überreichen. Sie symbolisieren eine glücksverheißende Verbindung.
Khenpo: Khenpo: 1) Der- und diejenige, der/die der monastischen Gelübdenahme vorsteht, 2) ein/e Gelehrte/r, der die zehnjährigen Studien in Buddhistischer Philosophie abgeschlossen hat oder 3) ein Abt oder eine Äbtissin.
Khorlo Demtschok (Skt.: Cakrasaṃvara, Dt:. Rad des höchsten Glücks): Einer der wichtigsten Yidams der neuen Schulen des tibetischen Buddhismus.
Kīlaya oder Vajra Kīlaya: Zornvolle Form von →Vajrasattva.
Losar: Tibetisches Neujahr, das nach dem tibetischen Mondkalender meist auf Februar oder März fällt.
Lung: →Übertragung eines Textes durch Lesen.
Mahākāla und Mahākali: Siehe: →Dharmaschützer
Mahākāla Dordje Bernatschen (Dt.: Schwarzer Mantel): Wichtigster →Dharmaschützer der Karma-Kagyü-Linie.
Mahāmudrā (Dt.: Das große Siegel): Mudrā (Siegel) steht für die Leerheit bzw. Essenzlosigkeit, die alle Mahā, also alle Phänomene durchdringt oder charakterisiert. Gleichzeitig steht es für die Praxis, alle Phänomene in dieser Essenzlosigkeit zu erkennen.
Mahāsiddha (Dt.: Großer Verwirklichter): Dies sind die großen Meister, wie etwa die 84 Mahāsiddhas in Indien, zu denen beispielsweise Tilopa gehörte, ebenso wie Meister unserer Tage wie Karmapa, Dudjom, Dilgo Khyentse oder Kalu, Trülshik und Gendün Rinpoche, die für den Westen von besonderer Bedeutung waren.
Mahāyāna (Tib.: Thegpa Tschenpo): Das große Fahrzeug, das die tiefgründige Sicht der Leerheit des Selbst und aller Phänomene mit dem mitfühlenden Wunsch verbindet, alle Lebewesen vom Leiden und dessen Ursachen zu befreien.
Mani-Mantra: Das Mantra Avalokiteśvaras* Om Mani Pad Ma Hum, in Tibet Om Mani Pe Me Hung ausgesprochen.
Natur des Geistes: Der ursprüngliche Geist, jenseits aller konventionellen dualistischen geistigen Bewegungen des Intellekts und des Wahrnehmungsprozesses, in der ein „Subjekt“ sich als von „Objekten“ getrennt wahrnimmt.
Ngöndro: Siehe: →Vorbereitende Übungen.
Nirmāṇakāya: Siehe →Kāyas.
Nyingmapa (Dt.: Alte Schule): Die Lehren der Nyingma-Tradition gehen auf →Padmasambhava* und Śāntarakṣita zurück.
Pāramitās, Sechs (Tib.: Paröl tu chinpa, Perfektion): Dies sind die sechs das Leid überwindenden Tugenden, die wir auf dem Weg zur Buddhaschaft perfektionieren: Freigebigkeit (Dāna), Disziplin (Sīla), Geduld (Kṣānti), Freudige Ausdauer (Vīrya), Meditation (Dhyāna) und Weisheit (Prajñā). Die Einteilung in zehn Pāramitās umfasst außerdem geschickte Mittel (Upaya) Wunschgebete (Praṇidhāna), spiritueller Kraft (Bala), and ursprüngliches Gewahrsein (Jñāna).
Phowa: Bewusstseinsübertragung, die im eigenen Tod oder für Verstorbene praktiziert wird, um eine bessere Wiedergeburt oder idealerweise in den →reinen Ländern zu bewirken.
Pūjā: Ritual oder Liturgie auf einen Buddha, Yidam oder Schützer.
Reine Sicht: Die Erscheinungen werden in ihrer Essenz gesehen, die Wesen in der Form ihres Yidams. Sie bezeichnet auch die Bemühungen des Praktizierenden, alles als rein wahrzunehmen, auch wenn dies noch rein konzeptuell und nicht erfahrbar ist.
Reines Land Reine Länder sind Buddhabereiche, die nur für Erwachte zugänglich sind. Ausnahme ist Dewachen (Skt.: Sukhāvatī), in dem man Kraft der eigenen Wünsche, Praxis und Hingabe Wiedergeburt annehmen kann.
Reinigen: Mit einer Reinigungspraxis wie der Meditation auf Vajrasattva reinigt man nichtheilsame Handlungen der Vergangenheit. Hierbei nützt man die vier Kräfte: 1. die Kraft des Bereuens der schädlichen Handlung, 2. die Kraft des Entschlusses, nicht wieder so zu handeln, 3. die Kraft der Stütze wie Zuflucht und Bodhicitta zur Stärkung dieses Entschlusses sowie ein „Objekt“ wie Vajrasattva, vor dem wir die negative Handlung bekennen und 4. die Kraft positiver Handlungen, welche die Muster bereinigen, als Gegenmittel.
Rime (Dt.: nicht-sektiererische Bewegung): Große Lamas wie Khyentse Wangpo und Djamgön Kongtrül riefen im 19. Jahrhundert die Rime-Bewegung ins Leben, welche die starren Trennungen zwischen den verschiedenen Schulen überwand. Ohne die Besonderheiten der jeweiligen Traditionen zu leugnen, sorgten sie dafür, dass alle wichtigen Übertragungslinien erhalten blieben.
Sādhanā: Methode für die Verwirklichung. Ein ritueller Text, den man rezitiert und der durch die Meditation auf einen Buddha, Yidam oder Dharma-Schützer führt.
Samādhi (Tib.: Samten): Meditative Versenkung.
Samaya: Spirituelles Band, das man aufgrund von Versprechen eingeht, die man seinem Lehrer z. B. bei Ermächtigungen gegenüber abgibt.
Śamatha (Tib.: Shine, stilles Verweilen): Meditation die den Geist durch die Konzentration auf bspw. eine Stütze wie den Atem oder eine Kerze beruhigt.
Saṃbhogakāya: Siehe →Kaya.
Saṃsāra (Tib.: Khorwa, Dt.: Rad oder Kreislauf der bedingten Existenzen): Unter dem Einfluss der →Emotionen ist der Geist gebunden und erkennt nicht seine →Buddha-Natur. Dadurch ist er gezwungen, immer wieder Wiedergeburt in den verschiedenen, von emotionaler Verblendung charakterisierten, Daseinsbereichen anzunehmen. Erst wenn er die dualistische Wahrnehmung überwindet, ist er von Saṃsāra befreit.
Sangha (Tib.: Gendün): Gemeinschaft buddhistischer Praktizierender. Nach manchen Definitionen zählen zu ihm nur jene, die entweder die Laiengelübde eines/einer →Upāsaka oder Upāsaki oder die monastischen Gelübde genommen haben. Der ‚edle Sangha’ umfasst alle, die von →Saṃsāra befreit sind.
Sechs Daseinsbereiche von →Saṃsāra: Der Bereich der Götter, geprägt von großem Stolz; der Bereich der eifersüchtigen Götter (Asura), gekennzeichnet durch große Eifersucht; der Menschenbereich, gekennzeichnet durch Begierde/Anhaftung; das Tierreich (Naraka), geprägt von Dummheit, das der hungrigen Geister (Preta), geprägt von Gier und der Höllenbereich, geprägt von Aggression.
Sechs Yogas von Naropa (Tib.: Naro Tschödruk): Der indische Meister Naropa übertrug als erster die Gesamtheit dieser Übungen, die zumeist mit den feinstofflichen Energien im Körper arbeiten. Die Yogas werden nicht öffentlich, sondern meist in Langzeit-Retreats übertragen.
Siddha: Siehe →Mahāsiddha.
Spiritueller Materialismus: Alles Haften an meditativen Erfahrungen, Wundern, Ritualen, Buddhas/Yidams/Schützern etc. als wirklich existierende Phänomene oder Wesenheiten. Dies umfasst auch das Haften des Selbstbilds, ein buddhistischer Praktizierender zu sein oder Übertragungen, Segen etc wie materielle Werte zusammenzutragen.
Sūtra (Tib.: Do): Die Worte Buddha Śākyamunis, die von seinen Schülern niedergeschrieben wurden. Die Mahāyāna-Sūtras entstanden später, wahrscheinlich aufgrund von Visionen hochverwirklichter Meister.
Tantra (Tib.: Gyü): Die Texte des Vajrayāna-Buddhismus, welche die ursprüngliche Reinheit des Geistes lehren.
Tendrel: Ten bedeutet abhängen und drel Verbindung. Das Konzept von Tendrel deutet darauf, dass alle der Phänomene vom Zusammenkommen der entsprechenden Umstände abhängen, die man auch durch entsprechende Handlungen und Praktiken schaffen kann. Wenn hier im Buch von Tendrel-Universum die Rede ist, meint dies, dass im Umfeld von Karmapa durch die Kraft seiner Wünsche, seines Verdienstes und seiner Verwirklichung oft spontan durch seine Präsenz die für seine Aktivität günstigen Bedingungen zusammenführte.
Tantrayāna: Siehe →Vajrayāna.
Terma: →Padmasambhava wusste, dass viele seiner Lehren besonders in der Zeit der Verfolgung des Buddhismus durch König Langdarma verloren gehen würden. Er versteckte daher spirituelle Schätze (d.h. Texte, Ritualobjekte u. a.), die später von Tertön gefunden wurden.
Tertön (Dt.: Schatzauffinder): Auffinder von →Termas, den versteckten spirituellen Schätzen → Padmasambhavas
Der Theravāda stützt sich vornehmlich auf den Palikanon und nicht auf die späteren Schriften des Mahāyāna.
Torma: 1) Opferkuchen für Buddhas, Yidams oder Schützer und 2) Stilisierte Darstellungen derselben.
Tschö-Praxis: Praxis, in der man in der Vorstellung alles darbringt, was sie brauchen könnten, sogar den eigenen Körper. Die Praxis dient dem „Durchschneiden“ des Ich-Anhaftens, um die Leerheit zu verwirklichen. Man lernt dabei außerdem, die „inneren Dämonen“ starker Emotionen zu transformieren.
Tschenresi: Siehe →Avalokiteśvara.
Tugdam (Dt.: Nachtodmeditation): Mit entsprechend stabiler Meditationspraxis kann man im Moment des Todes in Meditation verweilen und Befreiung erlangen. Manche bleiben stunden-, tage- oder wochenlang in dieser Nachtod-Meditation (siehe Band 2, Abschied von Karmapa).
Tulku (Dt.: Ausstrahlungskörper): Wiedergeburt oder Ausstrahlung eines befreiten Meisters.
Übertragung: Zu der vollständigen Übertragung einer Praxis gehören die Ermächtigung (Tib.:Wang), Erklärungen eines Lamas, die sich auf einen Kommentar zur Praxis stützen (Tib.:Tri) und die rituelle Lesung des Texts oder Kommentars (Tib.: Lung).
Umdze: Vorsänger eines Rituals.
Unsterblichkeit: Es gibt verschiedene Stufen der Verwirklichung, die Unsterblichkeit genannt werden. Die „niedrigste“ verwirklicht man ab der zweiten Stufe von Mahāmudrā (Frei von Projektionen bzw. Einfachheit), die es erlaubt, im Nachtod-Samādhi zu verweilen.
Upāsaka (m.)/ Upāsaki (w.): Praktizierende, die die Laiengelübde genommen haben (nicht töten, nicht nehmen, was nicht gegeben ist, nicht lügen, heilsames sexuelles Verhalten und keine Rauschmittel zu sich nehmen).
Vajra (Tib.: Dordje, Dt.: Diamantzepter): Repräsentiert den unwandelbaren Geist des Erwachens, Bodhicitta.
Vajradhāra (Tib.: Dordje Tschang, Dt.: Diamanthalter): Urbuddha, auf den in der Kagyü-Tradition meditiert wird. Er symbolisiert die letztendliche Wirklichkeit.
Vajra-Gesänge: Spontane Belehrungen in Gedichtform. Besonders Milarepa war berühmt dafür, auf diese Art den Dharma zu lehren. (Siehe →Karmapas Vajra-Gesänge in Band 2).
Vajrasattva (Tib.: Dordje Sempa, Dt.: Diamantgeist): Saṃbhogakāya-Buddha, auf den man u. a. meditiert, um nichtheilsame Handlungen zu reinigen.
Vajrayāna (Tib.: Dordje Thegpa, Dt.: Diamantweg/-fahrzeug, Tantrayāna oder Mantrayāna): Die Teile der Lehren und Übungen, die sich auf die →Tantras stützen, also die Schriften, welche die ursprüngliche Reinheit des Geistes beschreiben. Er wird auch das Fahrzeug der Frucht genannt, da man sich selbst als Buddha/Yidam/Schützer und die Umgebung als Buddhabereich/reines Land bspw. erleuchtetes Maṇḍala visualisiert, was als Katalysator für den Weg zum Erwachen wirken kann.
Vajrayoginī (Dt.: Diamantsau oder Rote Weisheit): Yidam in weiblicher Form, der hauptsächlich den Weisheitsaspekt der Erleuchtung repräsentiert.
Vinaya: Die Regeln und Lehren bezüglich der monastischen Disziplin.
Vipasyāna (Dt.: tiefe Einsicht): Meditationspraxis, die in der Kagyü Schule in Kombination mit → Śamatha praktiziert wird. Echte Vipasyāna Praxis erkennt in jedem geistigen Impuls seine grundlegend illusorische Natur und überwindet so den Glauben an die Existenz eines Selbst und der Phänomene.
Vorbereitende Übungen (Tib.: Ngöndro): Im Stufenweisen Weg sieht man das Ngöndro als Voraussetzung an, um die fortgeschritteneren Vajrayāna-Praktiken auszuführen. Traditionell beinhaltet dies 100.000 mal die Zuflucht zu rezitieren, 100.000 Ganzkörperniederwerfungen zu machen, 100.000 mal das Mantra →Vajrasattvas zu rezitieren, 100.000 symbolische Gaben des Universums darzubringen (Maṇḍala-Opferung) und 100.000 mal ein Gebet an die Meister zu sprechen (→Guru Yoga).
Wurzellama oder –lehrer (Skt.: Mulaguru): 1. Der oder die Meister/in, der oder die einen am meisten inspiriert und die wichtigsten Übertragungen gibt. 2. Entsprechend fortgeschrittene Praktizierende sehen denjenigen, der sie in die →Natur des Geistes eingeführt hat, als ihren Wurzellama an. Der Elfte Situ Rinpoche, der Zweite →Djamgön Kongtrül Rinpoche und nach manchen Quellen auch →Tulku Urgyen Rinpoche sowie Shugseb Lochen Rinpoche waren die Wurzellamas des 16. Karmapas.
Yidams sind die Saṃbhogakāya-Aspekte der Erleuchtung und mit ihrem feinstofflichen Körper nur für fortgeschrittene Praktizierende sichtbar. Yi heißt Geist, Dam bedeutet verbinden, wir nutzen die Yidam-Praxis also dazu, uns mit den erleuchteten Qualitäten des eigenen Geistes zu verbinden.
Yogī oder Yoginī (Tib.: Näljorpa oder Näldjorma): In unserem Zusammenhang bezeichnen diese Ausdrücke Praktizierende des Vajrayāna.
Zuflucht (Tib.: Kyabyül): Die Objekte der Zuflucht sind die drei Juwelen →Buddha, →Dharma und →Sangha sowie im Vajrayāna die drei Wurzeln 1) Lama, 2) Yidam und 3) Dākinī sowie Dharma-Schützer.